Frankfurt - Sachsenhausen

Die Evangelische Maria-Magdalena-Gemeinde in Frankfurt-Sachsenhausen

Auf der Suche nach Osterkirchen und Ostergemeinden machen wir Station in Frankfurt am Main, im Stadtteil Sachsenhausen. Volker Mahnkopp, Pfarrer bei der Evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde, beschreibt am Beispiel seiner Sachsenhausener Gemeinde die Rolle von Namensgebungen beim Bau neuer Kirchen und Ausgründung von Gemeinden. Dabei geht es immer auch um die Bewahrung der Identität und um das Zusammenführen von Menschen.

In Frankfurt-Sachsenhausen wurde die Gemeindekirche in der Karwoche 1953 zunächst mit dem Namen „Riedhofgemeinde“ gegründet – als Filialgemeinde der Lukasgemeinde, die 50 Jahre älter ist. Der Kirchenvorstand der neuen Gemeinde konnte mit dem Namen „Riedhof“ aber nur begrenzt etwas anfangen, da er sich auf einen zwar imposanten, aber im Abbruch befindlichen Gutshof bezog, auf dessen Außenareal der Gebäudekomplex der jungen Gemeinde entstand. Im Riedhof war 1931 der erste Gottesdienstraum am Ort errichtet und bis 1944 genutzt worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Personen in wieder aufgebaute und neu errichtete Siedlungen, die mit der Ortsgeschichte kaum mehr verband als der Anblick von Ruinen. Sie fanden sich eher in den neuen Straßennamen wieder: Karlsbader, Beuthener, Aussiger etc. Noch in der Karwoche 1953, Tage nach der Gründung, entfachte der schwelende Unmut einen Antrag auf Umbenennung in Ostergemeinde. Und so hieß sie dann bis zur Wiedervereinigung der Gemeinden 1998. Der Name lebt noch in der Kirche fort, denn die vereinigte Gemeinde heißt jetzt Maria-Magdalena, bewusst ein Frauenname, der die beiden Kirchen Oster und Lukas thematisch verbindet.

Bewahrt wurde der Namenstag, an dem die Gemeinde seit Jahren vor Sonnenaufgang in der noch dunklen Osterkirche mit liturgischen Gesängen und Lesungen bis zur Morgendämmerung, Osterruf, „Christ ist erstanden“ von der Orgel und Gemeinde hört, Abendmahl hält und dann gemeinsam in den schmucken Räumen der (neuen) Kita frühstückt. Ein Highlight!

Die Sachsenhausener Osterkirche ist die Gemeindekirche. Das heißt: Die Gemeinde feiert dort wie jede andere Gemeinde der Landeskirche gemäß der liturgischen Ordnung und einmal im Monat Abendmahl. Die andere, größere, die Lukaskirche, ist eher eine Spielwiese, wo man allsonntägliche Abendmahlsgottesdienste ab Säuglingsalter und vieles mehr feiert bzw. feierte, denn seit März 2020 ist alles anders geworden, was hier nicht Thema ist.

Die Osterkirche ist für die Gemeinde atmosphärisch aufgeladen. Jahrelang wurde erfolgreich dafür gekämpft, dass sie erhalten wird. Sie wurde sogar umgebaut und hat einen Architekturpreis gewonnen. Die Akustik sei dort für Streichinstrumente besser als in der Frankfurter Oper, sagen Profis. Aber auch Jazz war dort zu Hause (Albert Mangelsdorff) und soll dort wieder einziehen. Mit dem Vorplatz und dem Außengelände der Oster-Kita verfügt man über viel Platz für Feste und hat dies fleißig genutzt.

Einige Jahre nach dem Lutherjubiläum bleibt zu erwähnen, dass der designierte Reformator vor 500 Jahren im April 1521 ca. 4 km hin und zurück quer durch das heutige Gemeindegebiet nach und von Worms unterwegs war, auf der Straße nach Oppenheim, die unweit der heutigen Osterkirche verläuft. Früher freilich waren da nur Äcker "rund um den Riedhof", wie der Gemeindebrief der Ostergemeinde versöhnlich hieß.

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