Pläne, Ideen, Aufrufe, Abstimmungen, Überlegungen. Einfach Machen.
Von Michael Gumbert
In Kirchengemeinden wird viel gedacht. Es wird gesungen, gepredigt, erzählt, gefeiert. Es wird gestritten und überlegt. Man setzt sich zusammen, stimmt sich ab, bündelt Kräfte, trifft Vereinbarungen. Alles dies mit dem Ziel, Menschen in der Gemeinde zusammenzuführen und für gemeinsame Vorhaben und Taten zu gewinnen.
Warum dies in Kirchengemeinden – darunter auch der Osterkirche - passiert, ist keine Frage. „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Jesus Christus hat uns vorgelebt, worum es geht: Sich füreinander einsetzen, gemeinsam als Gemeinde wachsen, in unserem Nächsten die Stärken sehen und den Schwachen helfen, stark zu werden.
Schön oder leicht gesagt in Zeiten der Corona-Pandemie, die seit Mitte März 2020 in unterschiedlichen Phasen auch die Osterkirchengemeinde heimsucht und beeinträchtigt. Wobei ich das Wort „beeinträchtigen“ interessant finde: Denn darin steckt das Wort „Eintracht“. Wir können „beeinträchtigen“ auch so deuten, dass wir durch neue und mitunter schwierige Umstände neue Eintracht erarbeiten und herstellen.
Wenn wir zurückblicken, hat die Gemeinde seit März 2020 Vieles neu aufgebaut und organisiert. Als der erste Lockdown zuschlug, bildeten sich Telefongruppen für gemeinsames Beten, auch die Seniorengruppe wurde hier aktiv. Als Kirchen wieder öffnen durften, gab es – noch ohne Musik und Gesang – Lesegottesdienste.
Die Freitagsandachten von Pfarrer Thilo Haak wurden als Videos aufgezeichnet und auf Youtube veröffentlicht. Kurzandachten zur Tageslosung – Thilo Haak war über E-Mail täglich zu lesen. Ein Ostergottesdienst als Videoaufzeichnung im Internet und Ostertüten an der Kirchentür zum Abholen – Thilo Haak war stets präsent. Ein neuer Internet-Auftritt der Ostergemeinde – seit November 2020 war er online. Bei Facebook verfügt die Ostergemeinde über knapp 1700 Follower.
Die Ausgabe von Lebensmitteln bei Laib und Seele erfolgt jetzt in Tüten, die zuerst geliefert und dann an der Tür abgeholt werden können.
Weihnachten 2020 – am Heiligen Abend gab es unter Einhaltung der Pandemieregeln bei Orgelmusik einen Lichtergang durch die Kirche nach vorne zur Krippe und kleine Sterne, auf denen man Wünsche aufschreiben und sie an den großen Weihnachtsbaum heften konnte. Es kamen erstaunlich viele Menschen und Familien aus dem Kiez, und alle waren dankbar für dieses Angebot. Dieser „Krippengang“ wurde für den Heiligen Abend 2021 wiederholt.
Die Präsenzgottesdienste, die seit Mai 2021 wieder möglich sind, haben die Gemeinde wieder näher zusammengebracht.
Der „Tag des Offenen Denkmals“ im September 2021 - Oster war erstmals mit dabei – und wie! Von Kurzpredigten zu Turmbesteigungen und Musik sowie Trommeln vor der Kirche wurde vieles geboten.
Am Reformationstag die faszinierende Veranstaltung „Playground: Diesseits“ – von jungen Menschen aus der Evangelischen Jugend des Kirchenkreises Berlin Nordost erdacht und gemacht, mit viel Resonanz über alle Generationen hinweg. Mir fiel – auch an mir selber – auf: Kreativität im Angebot erzeugt kreative Antworten.
Seit November 2021 kehrt die Corona-Pandemie mit aller Macht zurück und bringt uns neue Einschränkungen. Neue Einschränkungen erzeugen neue Kreativität, mit Beeinträchtigungen positiv umzugehen. Nicht vergessen: Be-Einträchtigung heißt auch: Eintracht herstellen.
Eintracht mit dem Blick nach vorne – das kommt nicht von alleine. Die Gemeinde muss es wollen. Im Gemeindeblatt Oktober-November 2020 rief Jürgen Engelhardt zu einem Ruck auf, der durch die Gemeinde gehen müsse. Die Gemeinde mit der sanierungsbedürftigen Osterkirche müsse sich überlegen, worin ihr Alleinstellungsmerkmal liege, um andere Menschen für die Osterkirche zu gewinnen, bei ihrer Aufgabe, das Kirchdach und die Heizungsanlage und noch andere Dinge zu reparieren und auf einen zukunftsorientierten klimaneutralen Standard zu bringen, das notwendige Geld zusammen zu bekommen.
Ein Ruck – das ist Bewegung. Ein Ruck bedeutet, sich anzustrengen. Wir haben viel zu tun. Viele von uns werden gebraucht. Wir müssen zusammenarbeiten. Wir brauchen bei aller Vielfalt eine neue Eintracht.
Die Osterkirche als geistliche Oase für Menschen in Berlin, im Wedding, im Kiez. Alleinstellungsmerkmal – das bedeutet: Die Gemeinde muss sich klar darüber werden, was in ihr steckt, was sie gestalten will, wen sie einladen will, mit wem sie ihren Weg künftig gemeinsam gehen will. Ein Weiter-so wird nicht reichen, um Hilfe für die vielen notwendigen Reparaturen und Zukunftsaufgaben zu erlangen.
Nach den vielen, aus den Einschränkungen der Coronazeiten entstandenen Neuanfängen seit März 2020 – Telefon, Internet, Videopredigten, Facebook, Whatsapp – ist schon viel „Ruck“ passiert. Bitte mehr von dieser Kreativität und Tatkraft! Und sinnvoll bündeln und im kreativen Austausch zwischen Gemeindekirchenrat und Gemeinde auf das Ziel „Zukunftssicherung der Osterkirche“ ausrichten – darum sollte es gehen.
2G, 3G, andere Einschränkungen - wir überwinden sie mit neuen Formen der Kommunikation. Gottesdienste künftig regelmäßig als Videoaufzeichnung ins Internet stellen? Warum denn nicht? Andere Gemeinden machen das schon lange. Konzerte künftig regelmäßig ins Internet streamen? Klar doch.
Positive – ich würde fast sagen: beglückende – Erfahrungen wie die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Jugend des Kirchenkreises Nordost fortsetzen und daraus vielleicht ein neues Modell eine Jungen Osterkirche zu machen und Herausforderungen wie „Klimawandel“ und „Solidarisches Miteinander“ unter einem zu reparierenden Osterkirchendach ein neues Zuhause zu geben? Ich kann mir so was gut vorstellen. Wir haben die Erfahrungen, im Kiez und auch im Internet zu kommunizieren. Wir sollten uns intensiver austauschen und gute Ideen bündeln. Wir sollten aus Ideen Wirklichkeit machen. Und: Wir sollten damit sofort beginnen.